Forschungsprojekt: DigiEss Konzept – Digitale Beratung bei Essstörungen: Konzeptentwicklung
Zeitraum: 15.2.2024-14.3.2025
Förderung: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA
Mitwirkende an der Hochschule Landshut: Anna Hofer, M.A. Klinische Sozialarbeit (Co-Projektleitung); Cäcilia Hasenöhrl, M.A. Klinische Sozialarbeit; Dipl. Soz.päd. Kathrin Harrach; sowie Expert:innen im Beratungs-Board
Was ist das Ziel des Forschungsprojekts?
Im Forschungsprojekt „DigiEss Konzept“ wird ein idealtypisches Blended-Online-Counseling-Angebot zur Erstberatung bei Essstörungen für betroffene Personen und Angehörige konzipiert. Das Beratungsangebot wird neben Telefon vor allem digitale Zugänge umfassen und auf den DigiBEssst Qualitätskriterien basieren (https://doi.org/10.57688/388). Unterstützt wird das Projetteam durch ein Beratungs-Board, welches neben Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis auch von Essstörungen betroffene Personen und Angehörige als „experts by experience“ umfassen wird.
Ein bundesweites anonymes digitales Beratungsangebot eröffnet v. a. jungen Zielgruppen, auch in ländlichen Gebieten, einen zentralen niedrigschwelligen Zugang und ebnet so den Weg in eine bedarfs¬gerechte professionelle Versorgung im Rahmen einer geschlossenen Behandlungskette. Die Beratung erfolgt durch professionelle Fachkräfte und bietet Ratsuchenden Informationssicherheit.
Das Forschungsprojekt „DigiEss Konzept“ basiert auf den Erkenntnissen aus dem Projekt „Digitale Beratungsangebote professioneller Beratungsstellen für Essstörungen: Partizipative Bestandsaufnahme, Evaluation und Entwicklung von Qualitätsleitlinien – DigiBEssst“, das vom Bundesgesundheitsministerium gefördert und von der BZgA inhaltlich unterstützt wurde. Das Projektteam aus „DigiBEssst“ bleibt im Projekt „DigiEss Konzept“ weitgehend bestehen und bringt so einerseits fundierte Expertise, andererseits vielfältige Vernetzungen in Wissenschaft und Praxis aus dem Vorgängerprojekt ein.
Forschungsprojekt (abgeschlossen): Digitale Beratungsangebote professioneller Beratungsstellen für Essstörungen: Partizipative Bestandsaufnahme, Evaluation und Entwicklung von Qualitätsleitlinien DigiBEssst
Ein Kooperationsprojekt der Hochschule Landshut und des Bundesfachverbandes Essstörungen e. V. (BFE)
Foto: Projektteam September 2023: v.l.n.r: Eva Wunderer, Sabine Dohme, Anna Hofer, Kathrin Harrach, vorne: Cäcilia Hasenöhrl, Sigrid Borse (© Katholische Akademie in Bayern, Aufnahme auf der Jahrestagung des Bundesfachverband Essstörungen BFE e. V.)
Veröffentlichung der Qualitätsleitlinien für professionelle digitale Beratung bei Essstörungen im Dezember 2023:
kostenfreier Downlaod über den Publikationsserver der Hochschule Landshut https://doi.org/10.57688/388
Laufzeit: 01.12.2021 – 30.11.2023
Finanzierung: Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Institut Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung (IKON)
Mitwirkende an der Hochschule Landshut:
Projektleitung: Prof. Dr. Eva Wunderer (Gesamtprojektleitung)
Projektmitarbeiterinnen: Anna Hofer (Promovendin im Projekt), Cäcilia Hasenöhrl
Mitwirkende des Bundesfachverbandes Essstörungen e. V. (BFE):
Projektleitung: Sigrid Borse, Andreas Schnebel
Projektmitarbeiterinnen: Kathrin Harrach (ab Mai 2022), Sabine Dohme (bis Mai 2022)
Mitwirkende am Promotionsverfahren:
Prof. Dr. Stefan Ehrlich (TU Dresden)
Prof. Dr. Eva Wunderer (Hochschule Landshut)
Prof. Dr. Bettina Kühbeck (Hochschule Landshut)
Was war der Hintergrund des Forschungsprojekts?
Professionelle Beratungsstellen sind oftmals die erste Anlaufstelle für Menschen mit Essstörungen und ihr soziales Umfeld. Sie bilden ein unverzichtbares Element in der Behandlungskette im Rahmen einer integrierten Versorgung und stellen die Weichen für die weitere Behandlung und Genesung. Die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen und Einschränkungen zeigen massive Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit, womit ein erhöhter Bedarf an niedrigschwelliger Beratung und Unterstützung akut und in den kommenden Jahren zu erwarten ist. Gleichzeitig waren Präsenz-Angebote in der Pandemie vielfach nicht möglich, weshalb professionelle Beratungsstellen in kurzer Zeit neue – digitale – Wege gehen mussten. Die Relevanz von E-Mental-Health-Angeboten resultiert ebenso aus der hohen Prävalenz von Essstörungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, für die Online-Aktivitäten eine wesentliche Lebenswelt darstellen. Zudem kann digitale Beratung eine flächendeckende Versorgung auch in bislang in der Beratung unterversorgten Gebieten sicherstellen, beispielsweise in ländlichen Gegenden. Dennoch: Digitale Beratung im Essstörungsbereich ist kaum erforscht. So war bis zur Durchführung von „DigiBEssst“ unklar, was professionelle Beratungsstellen genau anbieten und welche Technologien, Medien, Methoden und Settings sie nutzen. Zudem gab es keine systematische Evaluation, wie diese Angebote von Fachkräften sowie Nutzenden beurteilt werden und welche weiteren Bedarfe bestehen. Ferner fehlte es an Qualitätsleitlinien für die digitale Beratung bei Essstörungen, um professionelle Standards zu etablieren.
Was war das Ziel des Forschungsprojekts?
Vor dem Hintergrund des kaum vorhandenen Wissens über bestehende Strukturen im digitalen Bereich und des niedrigschwelligen Zugangs zu Online-Beratung, insbesondere für jüngere Zielgruppen, setzte sich das Forschungsprojekt folgende Ziele: Erstens das bestehende digitale Beratungsangebot im Essstörungsbereich in Deutschland erheben, zweitens die Erfahrungen von Fachkräften, betroffenen Menschen und Angehörigen mit diesem Angebot eruieren und daraus drittens „good practice“ sowie bestehende Barrieren und Bedarfe ableiten. Auf dieser Basis wurden viertens Qualitätsleitlinien für eine professionelle digitale Beratung bei Essstörungen entwickelt.
Wie wurde das Forschungsvorhaben umgesetzt?
Basierend auf einer umfassenden internationalen Literaturstudie nutzten wir ein Mixed-Methods-Design, das eine Online-Befragung und vertiefende teilstandardisierte, qualitative Interviews umfasste. Der Forschungsprozess enthielt partizipative Anteile, alle Zielgruppen wurden als Expert:innen einbezogen: Fachkräfte als Expert:innen qua Ausbildung, Personen mit Essstörungen und deren Angehörige als Expert:innen durch ihre eigene Betroffenheit. Daraus ließen sich zum einen Erkenntnisse zu Versorgungslage, Ausbau- und Unterstützungsbedarfen, andererseits Erfahrungen mit verschiedenen Settings, Methoden, Technologien und Medien gewinnen. Auf dieser Grundlage wurden Qualitätsleitlinien für professionelle digitale Beratung entwickelt (https://doi.org/10.57688/388). Die Dissemination an Fachkräfte wurde, ebenso wie der Zugang zum Feld, auch durch den Bundesfachverband Essstörungen e. V. (BFE) sichergestellt, was den nachhaltigen Transfer in die Praxis sicherte. Durch die Kooperationspartner:innen waren im gesamten Forschungsprozess vielfältige Expertisen einbezogen.
Kooperationspartner:innen:
ANAD e. V. Versorgungszentrum Essstörungen (München); Barmer GEK; BEL Beratungszentrum Ess-Störungen (Leipzig); Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA (Köln); Dick und Dünn e. V. Beratungszentrum bei Essstörungen (Berlin); Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen gGmbH; Förderverein des Frankfurter Zentrums für Ess-Störungen e. V.; Frauenberatungsstelle/ Eß-o-Eß (Kiel); Hand zu Hand e. V. (Bremen); Jugendschutz.net (Mainz); Kaufmännische Krankenkasse (KKH); Netzwerk Essstörungen Sachsen (NESSA); sMUTje Starthilfe für MUTige Jugendliche mit Essstörungen (Hamburg); Stiftung Pfennigparade (München); Thera Team (München); Waage e. V. Das Fachzentrum für Essstörungen (Hamburg); Prof. Dr. Stefan Ehrlich (Technische Universität Dresden); Prof. Emily Engelhardt (Hochschule München); Dr. Maya Götz (Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen IZI, München); Prof. Dr. Bettina Kühbeck (Hochschule Landshut, juristische Expertise); Stefan Kühne (Erwachsenenbildner mit Schwerpunkt Online Beratung und Digitalisierung in der Sozialen Arbeit, Wien); Prof. Dr. Dietrun Lübeck (Evangelische Hochschule Berlin); Petra Risau (Dipl.-Pädagogin, Systemische Beraterin, Online-Beraterin, Trainerin, Lehrbeauftragte, Berlin); Prof. Dr. Christian Strobel (Hochschule München).
Vorträge und Publikationen zu „DigiBEssst“:
Anna Hofer ist in allen Fällen die Erstautorin, außer es ist anders bezeichnet